»Dem Scheitern etwas entgegensetzen«

Der Maler Peter Beckhoff über die Dualität von Licht und Schatten

Peter Beckhoff

Tragischer Triumph über die Schwerkraft: Beckhoffs „Strauchelnder Stier“ als Metapher für den Kollaps der Ordnung

Seine Malerei erregt Aufsehen, seine Grafiken und Illustrationen spüren den Zeitgeist auf. Peter Beckhoffs Kunst ist präsent – weit über Stadtgrenzen hinaus: Bereicherte sie doch nicht nur viele Ausstellungen an Rhein & Ruhr, sondern steht zudem für plastische Kraft gepaart mit technischer Bandbreite: von der gestisch geprägten Malerei in Acryl über Aquarelle bis hin zu farbgewaltigen Gouache-Motiven sind seinen Gestaltungen keine Grenzen gesetzt. Wo liegt die Quelle seiner Inspiration? Eine Spurensuche.

Ob Menschen, Bauwerke, Industriedenkmäler oder Landmarken der Region: Am Anfang steht bei Peter Beckhoff stets die Illustration. Gescannt und bearbeitet greift sie auch digital Raum – als Druck-Datei in allen nur erdenklichen Größen, Materialien und Ausführungen. Das Besondere: Nach dem Drucken wird das Bild mit Stiften und Acrylfarbe coloriert.

Sicherheit ist nirgends: Straucheln als menschliche Kondition

Unterwegs durch die Stadt kommt der Stier auf dem glatten Asphalt zum Straucheln und verliert plötzlich, was ihn ausmacht: Seine Stärke, Stabilität und Bodenhaftung drohen sogar kurzzeitig gegen ihn zu arbeiten. Zugleich verleiht die Schieflage dem kompakten Tier eine neue Leichtigkeit, etwas Schwebendes. In dieser Paradoxie liegt ein Teil der Faszination – doch es gibt bei Peter Beckhoff immer auch eine gesellschaftliche Dimension. Die Fachpresse erkennt darin ein Leitmotiv in der Malerei Beckhoffs: Steht doch sein Werk notorischer Weise im Wechselspiel von Statik und Dynamik; Ordnung und Chaos. Vergleichbar fast mit der Geburt der griechischen Tragödie im Spannungsfeld zwischen Apollon und Dionysos: Ordnung wird aufgebrochen durch Bewegung; Traum und Klarheit treffen auf Chaos, Rausch und Tod. Trotzdem werden seine Schöpfungen nicht von der Schwerkraft eingeholt. Wie schafft er das mit dermaßen leichter Hand? Der Maler, Illustrator & Kunst-Dozent im Dialog!

Peter, in schöpferischen Phasen erleben Künstler so manches Hoch und Tief. Kann auch ein Tiefpunkt als Antriebsfeder dienen; für die spätere Kreation?

Nachtseiten sind eine elementare menschliche Erfahrung. Vergleichbar mit Platons Höhlengleichnis zeigt uns der Tunnelblick jedoch nur die schattengleichen Abbilder von Menschen, Tieren und Objekten. Erst das Wissen um die Dualität von Licht und Dunkel verleiht einer Wertschöpfung Tiefe und Substanz. Um eine losgelöste Perspektive zu gewinnen und auf die Leinwand projizieren zu können, sind beide Erlebniswelten wichtig. Deshalb habe ich immer versucht, das Dasein in seiner ganzen Fülle abzubilden.

Ist Der Strauchelnde Stier gleichermaßen Mission-Statement & Wappentier? Immerhin zeigt er die disruptive Energie, die jeder Dynamik zugrundeliegt …

Fakt ist: Dieser Kontrast aus Statik und Dynamik dient meiner Kunst oft als Klammer. Zündfunke war ein Foto aus Pamplona, das den dramaturgisch interessanten Moment festhält, wo der Stier auf dem glatten Asphalt der Stadt ins Straucheln gerät. Die statischen Flächen im Hintergrund stehen für die ordnende Hand des Menschen, der die Natur kultiviert, jedoch in der urbanen Umgebung seine Wurzeln verliert. Der Blick auf die Umwelt im Angesicht globaler Realitäten ist Dreh- und Angelpunkt meines Themenparks.

Bitte verraten Sie uns etwas über sich selbst, was sich bisher nicht googeln ließ!

Falknerei fasziniert mich, und Forstwirtschaft. In dem Wissen: Wir hinterlassen nicht nur digitale, sondern auch ökologische Fußabdrücke. Umso wichtiger ist es, als Gesellschaft an einer lebenswerten Zukunft zu arbeiten. Manchmal fühle ich mich – wie viele – machtlos angesichts des doch sehr komplexen Themas ´Umweltschutz´. Dann kann es helfen, die Natur mit Kinderaugen zu betrachten und sie auf einen Lehrpfad durch die heimischen Wälder zu begleiten. Dabei schlüpfe ich mitunter in die Rolle des Landschafts-Lehrers. Gemeinsam mit naturbegeisterten Schülern – Erst- bis Viertklässlern – habe ich schon so manches Bäumchen gepflanzt und mein Wissen geteilt. Ganz ohne Google! 😉

Künstler-Portrait & Interview: Dr. C. Roosen