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Ein echter Klee

In der Bottroper Pop-up-Galerie

Am letzten Dienstag saß ich mit ein paar kreativen Köpfen nachmittags beim Sankt Martin in der Weinbar, als Jochen Klee – Florist im Ruhestand – hereinstürmt und uns voller Stolz auf seinem Smartphone die mit Graphit gezeichneten fotorealistischen Gemälde seines Filius präsentierte. Die Runde zeigte sich beeindruckt. Jochen meinte: „Das wäre doch was für „wat gibbet“, so als Bottrops Kunst- und Kulturmagazin Nr. 1. Mein Sohn stellt gerade mit drei weiteren Jugendlichen in der Pop-up-Galerie aus“.

Ich wittere Talent

und schlendere am nächsten Tag zur Galerie, um mir die aktuelle Kunstausstellung anzusehen. Hier empfängt mich auch zugleich eine sehr sympathische junge Künstlerin namens Pia Kochanski, die mich mit ihren Werken spontan an „Artemisia“ erinnert, die berühmte Malerin des Barock. Insgesamt stellen neben Pia Kochanski noch drei weitere Künstler*innen Ihre sehr ansprechenden Arbeiten aus: Max Spielvogel, Pepe Klee und Lilly Triffterer.

Ein Manko dieser Ausstellung: Es gab bei meinem Besuch keinerlei schriftliche Informationen zu den Künstlern, den Exponaten, den Preisen oder zur Intention. Also lasse ich einfach die Bilder sprechen.

Verhüllt

Die junge Künstlerin „Artemisia“ mit einer Schwäche für Caravaggio ist in dieser Ausstellung mit vier Werken vertreten. Eins davon hat mir auf Anhieb richtig gut gefallen: „Die verhüllte Dame“. Das Gemälde erinnert irgendwie an Magrittes „Die Liebenden“. Aber das Motiv der Verhüllung kommt in der Kunstgeschichte ja häufig vor.

Obwohl die Schattierung des Faltenwurfs auf dem Gemälde nicht ganz perfekt ist, hat dieses geheimnisvolle Werk doch eine sehr starke Anziehungskraft. Während meines Aufenthalts in der Galerie kam ein bekannter, ehemaliger FDP-Politiker herein und steuerte mit einer klaren Kaufabsicht direkt auf dieses Werk zu. Der geforderte Preis von 2.400 € war dann doch etwas abschreckend für Bottroper Verhältnisse. Ich bin mir aber sicher, wenn die Künstlerin den Preis ein wenig mehr der Realität anpasst, wird dieses Exponat garantiert den Besitzer wechseln. Aber wer weiß, vielleicht zahlt am Ende ein gutbetuchter Kunstliebhaber auch den aktuell geforderten Kurs. Der Kunstmarkt ist schließlich unberechenbar. Ich drücke die Daumen.

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Pepe Klees Maltechnik beeindruckt

Der bekannte Bottroper Fotokünstler Thorn Button schaut vorbei und findet Gefallen an der „verhüllten Dame“, Buttons Fotomodelle sind ja in der Regel unverhüllt. Auch ein fotorealistischer Klee findet sein Interesse, der direkt neben der verhüllten Dame hängt. Am Klee begeistert weniger das Sujet, das ist reproduziert, hier fehlt die persönliche Note, als vielmehr das handwerkliche Geschick, die Technik. Ja, Kunst kommt manchmal auch von Können, wie Johann Nestroy angeblich gesagt haben soll.

Leider darf ich Thorn nur von hinten fotografieren, immerhin. Weitere Besucher betreten die Galerie. Die unterschiedlichen Exponate stoßen auf reges Interesse. Die anderen Künstler*innen lassen sich bedauerlicherweise nicht mehr blicken. Schade, hätte gerne noch ein Gruppenbild geschossen. So bleibt es beim Solo für Pia Kochanski.

Riskieren Sie ruhig mal einen Blick. Ich bin mir sicher, das eine oder andre Werk wird Ihnen gefallen. Die Ausstellung in der Bottroper Pop-up-Galerie an der Hansastraße 17 läuft bis Ende Februar und wird wie immer vom Verein Wunschzauberer e. V. unterstützt.

Öffnungszeiten:
Mo. bis Fr.: 12 bis 19 Uhr
Sa.: 10 bis 16 Uhr

Fotos und Text: Udo Schucker

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