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10 Jahre Flüchtlingshilfe Bottrop

Ein Jahrzehnt gelebte Solidarität

Die Bottroper Flüchtlingshilfe hat in den vergangenen Jahren sicher mehr Brücken gebaut als die Autobahngesellschaft des Bundes ;-)

Am Samstag, dem 10. Mai, feierte der Verein unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Bernd Tischler sein 10-jähriges Bestehen im Martinszentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Bottrop.

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„Sei ein Mensch!“, hatte die ein Tag zuvor verstorbene „Jahrhundertfrau“ Margot Friedländer gesagt

„Sei ein Mensch!“, bedeutet, sich nicht nur als Individuum zu sehen, sondern als Teil eines sozialen und symbolischen Netzwerks, das auf gegenseitiger Anerkennung und Verbundenheit beruht. Menschsein heißt auch, die eigene Hilflosigkeit und Verletzlichkeit anzuerkennen und daraus Offenheit für andere zu entwickeln. Es ist ein Aufruf, nicht nur rational zu handeln, sondern auch mit Herz und Empathie – gerade in Zeiten, in denen gesellschaftliche Spaltungen und Unmenschlichkeit zunehmen. „Sei ein Mensch!“ Ein Leitgedanke, der auch für die Bottroper Flüchtlingshilfe gilt.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2015 engagiert sich die Flüchtlingshilfe Bottrop e. V. mit großem Einsatz für die Integration von Geflüchteten in die Stadtgesellschaft. Was als Reaktion auf die steigende Zahl Schutzsuchender begann, ist heute ein fester Bestandteil des sozialen Lebens in Bottrop. Viele Bürgerinnen und Bürger begleiten Geflüchtete auf ihrem Weg in ein neues Leben – weit über die Unterstützung bei Behördengängen oder Arztbesuchen hinaus. Integrationsarbeit bedeutet hier, Brücken zwischen Kulturen zu bauen, gegenseitiges Verständnis zu fördern und gemeinsam neue Perspektiven zu entwickeln.

Angekommen in Bottrop – Zeitzeugen berichten von Flucht und Neuanfang

Ein besonderes Highlight der letzten Jahre war das Projekt „Angekommen in Bottrop“, das bewegende Video-Interviews mit Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern dokumentiert. Diese Zeitzeugenberichte wurden sogar in das Zeitzeugenportal der Stiftung Haus der Geschichte aufgenommen – ein nachhaltiger Erfolg und ein Zeichen für die Bedeutung der Integrationsarbeit vor Ort. Die Projekte werden von engagierten Teams organisiert und von der Stadt sowie lokalen Partnern unterstützt.

Auch die Ausbildung und der Einsatz von interkulturellen Netzwerklotsen (INL) ist ein wichtiger Baustein: Ehemalige Geflüchtete geben ihre Erfahrungen weiter und helfen Neuankommenden bei der Orientierung. Die Flüchtlingshilfe Bottrop versteht sich als internationale Familie, in der Ehrenamt und Zusammenhalt großgeschrieben werden.

Veranstaltungen wie die Charity-Meile oder gemeinsame Ausflüge stärken das Miteinander und machen die Vielfalt unserer Stadtgesellschaft sichtbar. Die Flüchtlingshilfe Bottrop e.V. blickt stolz auf ein Jahrzehnt zurück, in dem Integration, Menschlichkeit und Engagement im Mittelpunkt standen – und setzt sich auch in Zukunft für eine offene, vielfältige und menschenfreundliche Stadt ein.

Von Behördendschungel bis Kaffeeklatsch – Ehrenamtliche meistern alles mit einem Lächeln

Ein wichtiger Meilenstein war die enge Zusammenarbeit mit lokalen Behörden, Schulen und sozialen Einrichtungen, um die Integration nachhaltig zu fördern. Die Ehrenamtsarbeit wurde systematisch ausgebaut: Mit Fortbildungsprogrammen wie „Fit für Flüchtlinge“ wurden zahlreiche Freiwillige für die Herausforderungen der Integrationsarbeit qualifiziert.

Die Flüchtlingshilfe Bottrop e. V. hat sich zudem als Plattform für interkulturellen Austausch etabliert und trägt mit Projekten und Festen aktiv zur Förderung einer offenen, vielfältigen und menschenfreundlichen Stadtgesellschaft bei. Das zehnjährige Jubiläum 2025 wurde als Zeichen des Erfolgs und der gelebten Solidarität gefeiert.

Text und Fotos: Udo Schucker

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