Chlor & Curry
Von Alex Teicherts „PottBox“ zurück in „Oma Bainczyks Garage“: eine Pommes-Geschichte
Der Biss in die frisch frittierten Pommes erzeugt ein markantes Geräusch, während die krosse Oberfläche einen subtilen Duft nach Salz und Gewürzen verströmt. Ist die knusprig-warme Kruste einmal durchbrochen, entfaltet sich im Inneren eine cremige, dennoch konsistente Kartoffelnote, die sich beim Kauen vollmundig entfaltet.
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Alex Teicherts Kartoffelglück
Ich sitze in der „PottBox“, der neu eröffneten Imbissstube von Alex Teichert an der Gladbecker Straße 12, und teste den Klassiker: Currywurst mit Pommes und Mayo für 6,80 €. Die Wurst ist fest, die Soße würzig, und die schockgefrorenen Pommes besitzen diesen typischen Crack, der eine Imbissbude zu einem echten „Place to be“ für Kartoffelenthusiasten macht.
Potato Fritz
Kein Zweifel: Gebratene, gebackene und frittierte Kartoffeln sind Alex Teicherts Passion. Ich muss an den Film „Potato Fritz“ denken – ein deutscher Western aus dem Jahr 1976 von Regisseur Peter Schamoni mit Hardy Krüger und Paul Breitner. Krüger spielt einen ehemaligen preußischen Offizier, der im Wilden Westen Kartoffeln anbauen will. Nur ein flüchtiger Erinnerungsfunken, ausgelöst durch die Stimulation meiner Geschmacksknospen.
Alex Teichert lebt diese Leidenschaft: Braten, Backen, Frittieren – die Kartoffel ist sein Element. Das Interieur der „PottBox“? Schlicht, funktional, mit vielleicht sechzehn Sitzplätzen. Doch die Stimmung: authentisch, fast familiär – es dauert sicher nicht lange, bis sich die „PottBox“ über Bottrop hinaus als Treffpunkt für Knollenliebhaber etabliert.
Chlor und Curry – Oma Bainczyks * Garage
Ein Blick durchs Fenster. Der Geruch von Chlor in der Nase, feuchte Haare, kalte Finger. Und irgendwo dazwischen liegt eine warme Erinnerung. Ein Ort, der in den 1960er-Jahren ein kleines Stück Bottroper Pommes-Geschichte schrieb.
Direkt gegenüber, versteckt in der hintersten Ecke des Hofs der damaligen Gaststätte „Trappenkamp“, lag sie: „Omas Garage“. Eine schlichte, etwas improvisierte Pommesbude, aber mit Kultstatus. Für 30 Pfennig bekam man dort eine Portion Pommes, die man nach Belieben mit Curry oder Paprikapulver verfeinern konnte.
Ich war damals eine ausgesprochene Wasserratte und ging zwei- bis dreimal pro Woche ins Hallenbad. Das alte Bad am Berliner Platz – 1958 eröffnet, 2007 geschlossen – war für uns Kinder ein zweites Zuhause. Im Alter von sieben Jahren brachte ich mir gemeinsam mit meinem Schulfreund Ernst das Schwimmen selbst bei. Noch heute habe ich es vor Augen, wie wir nach zwei Wochen Mut und Übung zum ersten Mal vom Nichtschwimmerbecken ins tiefe Wasser wechselten. Ein Triumph.
Und wie belohnt man so ein Gefühl? Mit Pommes, natürlich in Oma Bainczyks Garage. Das wurde unser Ritual. Nach jedem Schwimmen rochen wir nach Chlor, hatten einen Bärenhunger und wussten genau, wohin wir mussten.
Ich mochte meine Pommes schlicht: Nur ein wenig Curry darüber, fertig. Mayonnaise gab es selten, das war fast schon Luxus. Und wenn das Taschengeld einmal nicht reichte, drückte Oma Bainczyk gern ein Auge zu. Für einen Groschen gab es dann doch noch eine kleine Portion – großzügig, herzlich, ganz Bottrop eben.
Stimmen der Gegenwart, Echos der Kindheit
Ein paar Kartoffel-Fans betreten Teicherts Imbiss. Ihre Stimmen füllen den Raum, laut und lebendig, reißen mich abrupt aus meiner Zeitreise zurück in die Gegenwart. Der Faden zur Vergangenheit reißt, Omas Garage verblasst.
Melancholie macht sich breit. Ich denke an Ernst, an unsere mutigen Sprünge im alten Hallenbad, an die scharfe Würze von Curry auf knusprigen Pommes. An jene unbeschwerten Nachmittage, als Chlor und Kindheit noch ganz selbstverständlich zusammengehörten.
Ein letzter Biss zurück
Mein Wagemut ist längst dem Schwermut gewichen. Doch das Knistern aus der Fritteuse bleibt. Es erzählt leise von früher, wärmt wie eine Erinnerung, die man schmecken kann.
Da hilft nur eins: Pommes.
Fotos und Text: Udo Schucker
Lesen Sie zum Thema Hallenbad auch unseren Beitrag: Elvis und die Nackten im Hallenbad
* Oma Bainczyk: Ich kann mich leider nicht mehr genau an den Namen erinnern. In der Facebook-Gruppe „Bottroper Geschichte und Geschichten“ wurde dreimal Bainczyk als Nachname genannt. Ich habe Namen übernommen.
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