Bottroper Grubennacht 2024
Am Samstag, dem 21. Dezember 2024, fand rund um das Rathausviertel die erste Bottroper Grubennacht statt. Die Veranstaltung reflektierte ein Stück Bergbaugeschichte und erinnerte an die Schließung der letzten Zeche in Bottrop am 21.12.2018.
Fortuna hatte es den Veranstaltern diesmal nicht leicht gemacht: Dauerregen, peitschender Wind und die Tragödie der Magdeburger Amokfahrt überschatteten den Veranstaltungstag.
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Anglühen in der „Alten Börse“
Der Name Grubennacht ist eigentlich etwas irreführend, denn los ging es bereits um 15:30 Uhr in der „Alten Börse“ an der Kirchhellener Straße 10. Hier wurde, quasi zum Anglühen, ein klassisches Bergmannsgedeck serviert: ein Pils und ein Korn – Milder Emil, der Kultschnaps aus Bottrop.
Auf dem Weg zu diesem wunderbaren Veranstaltungsort erwischte mich ein krasser Regenschauer. Als ich die Börse betrat, sah ich aus wie ein begossener Pudel. Egal, ich zog mein Smartphone aus der Tasche und fing direkt an zu knipsen. Die Alte Börse war zu meiner Verwunderung sehr gut besucht. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass so viele Leute am frühen Nachmittag schon so viel Schnaps trinken. Christina Wienforth kam mit dem Servieren der Schnapsgläser gar nicht mehr nach. Emil, du bist mein bester Freund! Tolle Stimmung.
„Kumpel Anton“
Weiter ging’s dann zum Rathausplatz, wo die Figur des „Kumpel Anton“ durch die Ehrengarde Prosper-Haniel Bottrop e.V. und den Schirmherrn der Grubennacht, Oberbürgermeister Tischler – nach einer Schweigeminute für die Opfer von Magdeburg – geehrt wurde.
Es wurden ein paar Reden gehalten. Ich muss gestehen, dass ich kaum ein Wort verstanden habe. Da auf eine Verstärkeranlage verzichtet wurde, trug der Wind die meisten Worte gleich fort. Der milde Emil machte auch hier die Runde. Ich gönnte mir zwei oder drei Gläschen zum Aufwärmen und gegen die trüben Gedanken, die nach der Schweigeminute in mir aufkeimten.
„Kumpel Anton“ ist übrigens eine Erfindung des WAZ-Sportredakteurs Wilhelm H. Koch. Am 4. Dezember 1954 druckte die Westdeutsche Allgemeine Zeitung erstmals die Glosse „Kumpel Anton“ in der Wochenendausgabe. Dabei wurden die Texte vom Grafiker Otto Berenbrock bildlich umgesetzt. Bis zu Antons „Pensionierung“ wurden etwa 1.400 Geschichten über ihn in der WAZ abgedruckt.
Lokus-Pokus
Oberbürgermeister Tischler hat es tatsächlich geschafft, einen auf David Copperfield zu machen und den Toilettenwagen des Weihnachtsmarktes, der pietätlos direkt neben dem Kumpel-Anton-Denkmal positioniert wurde, für diesen besonderen Tag verschwinden zu lassen. Das gab dem Tag dann doch noch eine magische Note.
Galerie 7 – Glück auf, Kumpel!
Bereits ab Mittag stellte die Künstlerin und Steigertochter Renate Kraft-Mysliwietz ihr illustriertes Kinderbuch „Glück auf, Kumpel!“ in der Galerie 7 (Gastromeile) vor. Darin beschreibt und illustriert sie auf 44 Seiten 150 Jahre Bergbaugeschichte. Sie erklärt Fachbegriffe und schildert in beeindruckenden Zeichnungen und Kollagen die mühsame Arbeit unter Tage und das Leben in den Zechensiedlungen.
Ab 17 Uhr fand dann ein Live-Konzert mit Two for Us and Friends in der Galerie statt, die bis auf den letzten Platz besetzt war. Die Band, ursprünglich 2017 als Duo mit Sängerin Bianca Tanzyna Ertz und Gitarrist Klaus Frintrop gegründet, hat sich nach der Corona-Pandemie erweitert. Drei weitere Musiker aus Bottrop – Pianist Carsten Hein, Schlagzeuger Uwe Riedel und Saxophonist/Pianist Gero Wallenfang – vervollständigen nun die Formation. Die Gruppe, die bereits zahlreiche Auftritte in Bottrop und Umgebung absolviert hat, präsentierte sich an diesem Nachmittag in erweiterter Besetzung.
Bergkapelle Prosper Haniel
Auf der Gastromeile, unweit vom Gambrinus-Denkmal, heizten derweil die Damen und Herren der Bergkapelle Prosper Haniel mit fetzigen Klängen den Besuchern der sehr gut frequentierten Meile ein. Besonders am „König Pilsener Bierhaus“ und an der wiedereröffneten „Weinbar“ mit ihrem Glühweinstand tummelten sich viele illustre Gäste.
Jürgen Pluta und „KumpelZZ“
Der Musiker Jürgen Pluta, der mit der Band „Prosper“ (später „Wallenstein“) bekannt geworden ist, durfte bei so einem Event natürlich nicht fehlen. Gegen 18 Uhr sorgten er und seine „KumpelZZ“ bei einem Kurzkonzert auf der Bühne an der Gastromeile für Stimmung.
Singen mit Heiko Fänger
Ab 19 Uhr durften dann alle bis dahin gut geölten Stimmen der Besucher gemeinsam mit Heiko Fänger das traditionelle „Steigerlied“ anstimmen. Der bekannte Sänger und Musiker begleitete die Besucher der Grubennacht dann auch weiter durch den stimmungsvollen Abend.
Infotafeln auf der Gastromeile
Die Gastromeile war mit Infotafeln geschmückt, die an die Bottroper Zechen erinnerten und die Besucher beim Flanieren mit Bottrops Bergbaugeschichte vertraut machten.
Die Veranstalter
„Die Grubennacht ist mehr als ein Event – sie ist ein Ausdruck unserer Verbundenheit mit der Geschichte unserer Stadt und den Menschen, die sie geprägt haben“, so die Veranstalter. Die Veranstaltung bot ein vielseitiges Programm für alle Altersgruppen und verband Tradition, Musik und weihnachtliche Stimmung.
Und nein, der Ideengeber war diesmal nicht Mario Grube (Mio), wie der Name vielleicht vermuten ließe. Es war der Gastronom Joachim Eiweleit vom „König Pilsener Bierhaus“. Organisiert wurde das Event von der IG Rathausviertel e.V. unter dem Vorsitz von Dirk Helmke und der Geschäftsführung von Simone Ruhrberg in Kooperation mit der Ehrengarde Prosper-Haniel Bottrop e.V.
Fazit
Trotz widriger Umstände war die erste Bottroper Grubennacht ein voller Erfolg. Der Grundstein für eine kontinuierliche Veranstaltungsreihe wurde gelegt. Und mit etwas Geschick beim Bottroper Marketing könnte sich diese Reihe als ein weiterer Köder für den Bottrop-Tourismus erweisen.
Text und Fotos: Udo Schucker
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