Bottrop schrieb Seefahrts­geschichte

von Friedhelm Wessel

„Bottrop“ auf den sieben Weltmeeren? Gibt es nicht. Doch. Bereits im November 1944 versank vor der kleinen südnorwegischen Insel Flor die „MS Welheim“, die einst zur großen Stinnes-Reederei gehörte. Auch nach 67 Jahren beschäftigt dieses Wrack immer noch die Behörden, denn in den Tanks des Frachters „MS Welheim“ befinden sich immer noch einige hundert Tonnen Schweröl. Und dieses Öl bedroht die sensible Küstenregion, die für ihren Fischreichtum bekannt ist.  Rund 35 Millionen Kronen soll das Abpumpen der Welheim-Tanks kosten.

Der Frachter, der den Namen des Bottroper Stadtteils und des ehemaligen Pütts, der einst zum mächtigen Stinneskonzern gehörte, trägt, liegt in einer Tiefe zwischen 35 und 70 Metern. Schon seit Jahren bemüht sich die norwegische Umweltbehörde darum, die 13 Tanks des einst so stolzen Frachters leer zu pumpen, aber meist machte das schlechte Wetter den Experten hier einen Strich durch die Rechnung.

Einst schrieb ein Schiff der damals noch jungen Bundesmarine Geschichte: Die „N 121“, die „Вottrop“, die bei der Indienststellung das zweitgrößte deutsche Marineschiff war. Bei den Вlauen Jungs gab es sogar eine Schiffstypenreihe, die den Namen „Bottrop-Klasse“ trug. Dazu gehörten die Minenleger „N 120 Bochum“ und „A 1403 Bamberg“.

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Die „Bottrop“ war ein ehemaliges Landungsschiff der US-Marine. Es hatte bereits unter dem Namen „SS Saline County“ im Koreakrieg teilgenommen. 1961 kam die „Saline County“ nach Deutschland  und wurde hier zum Minenleger umgebaut. Die Marinekameradschaft Bottrop übernahm ab 1964 die Patenschaft, die bis 1971 bestand. 1965 wurde die „Bottrop“ dem Minenlegegeschwader zugeteilt. Der Heimathafen der „N 121“ war bis 1971 Flensburg.

Im Mai 1968 beteiligte sich die „Bottrop“ an einem Flottenbesuch im schwedischen Karlskrona. Auf der Rückfahrt nach Flensburg musste die N 120 im Rahmen eines Manövers noch ein paar wichtige Aufgaben erledigen. 12 Jahre versah die Bottrop, die bis zu 800 Seeminen an Bord hatte, ihren Dienst bei der Bundesmarine, dann wurde sie den türkischen Seestreitkräften überlassen. Alle ehemaligen „Bottrop-Matrosen schwärmen auch nach 50 Jahren noch von ihrem Bordhund Maik.

„Maik war ein sehr lieber und anhänglicher Kerl. Als ich meine Kammer auf der Вottrop bezog, kam er zu mir und wir machten uns bekannt. Anscheinend wusste er, dass er sich mit dem Deckmeister gut stellen musste, denn er blieb sofort bei mir. Er schlief in meiner Kammer vor meiner Koje und wich mir nicht mehr von meiner Seite,“ erinnert sich Heinz Terlöken.
Deckmeister Terlöken: „Maik kannte jedes Kommando und die dazugehörigen Pfiffe. Einmal  lagen vor Langballigau mit 200 scharfen Minen an Bord vor Anker.
Wir hatten aber eine stetige Verbindung mit der Barkasse an Land. Kam das Signal und die Durchsage „Barkasse fährt in zwei Minuten“,  da war Maik nicht zu halten“.
Heinz Terlöken war damals verlobt. Seine Braut lebte in Lüdenscheid. „An der  nahen Litertalsperre hatten wir in den 1960er-Jahren ein Segelboot. Schiffe waren für Maik das Größte. Kaum an der Talsperre angekommen, war der Pudelmischling nicht mehr zu halten.  Aus dem fahrenden Auto sprang er durch das geöffnete Seitenfenster und rannte sofort auf das Segelboot,“ erinnert sich der ehemalige „Schmadding“.

Bei der Außerdienststellung der „Bottrop“ nahmen ihn Besatzungsmitglieder mit an Bord der „Gemma“. Hier blieb Maik, der beliebte Bordhund, noch einige Zeit.