Hansa-Zentrum: Kein Monopoly am Berliner Platz!
Erklärt Niels Holger Schmidt, Sprecher der LINKEN im Rat der Stadt.
Zu den Plänen des internationalen Spekulationsfonds, „Emerald Fund“ (wichtigster Gläubiger des bisherigen Eigentümers FAKT AG), das Hansa-Zentrum in eine orientalische Basar- und Partymeile mit dem Schwerpunkt „Hochzeiten“ zu verwandeln, erklärt Niels Holger Schmidt, Sprecher der LINKEN im Rat der Stadt:
Aus der Vorstellung des Konzeptes für die Neunutzung des Hansa-Zentrums ist deutlich geworden: Bedürfnisse und Gegebenheiten der Bottroper Innenstadt spielen für die Überlegungen keine Rolle. Hier versucht eine Finanz-Heuschrecke möglichst viel von den zig Millionen Euro zu retten, die sie bei ihren Spekulationsgeschäften mit der insolventen FAKT AG in den Sand gesetzt hat. Ob das Projekt Bottrop in irgendeiner Weise nutzt, ob es auf einen breiten Konsens in der Stadtgesellschaft trifft, ist diesem Monopoly-Fonds herzlich egal.
Das haben die Projektentwickler in der Unterrichtung der Ratsparteien deutlich gemacht. Man könne ohnehin nicht jedermann überzeugen, sondern wolle nur „die Aufgeschlossenen abholen“, hieß es dort wörtlich. Man sucht offenkundig also keine Gesprächspartnerinnen und -partner auf Augenhöhe, sondern “Jubelperser”, um den Plan des Fonds durchzudrücken.
Dazu gehört die Bottroper LINKE jedenfalls nicht. Der Plan, den Standort zu einem Schwerpunkt von Geschäftstätigkeit rund um das Thema “Orientalische Hochzeiten” zu machen, geht völlig an den Erfordernissen der Bottroper Innenstadt vorbei. Wir brauchen eine breit gefächerte, vielfältige, im besten Sinne diverse Aufstellung unseres Stadtzentrums. Was die Finanzinvestoren aber wollen, ist die Fokussierung auf ein Thema: orientalische Hochzeiten. So plant man nicht nur einen Hochzeitssaal mit 600 Plätzen. Dazu kommt eine breite Palette von Läden mit Hochzeitsmoden, mehrere Juweliere, mehrere weitere Bekleidungsgeschäfte, ein Geschäft für orientalische Möbel sowie eine entsprechende Gastronomie. Ferner plant man – so die Formulierung der Projektentwickler – „einen großen orientalischen Basar“ mit Lebensmitteln. Hinzu soll ein Hamam, also ein orientalisches Dampfbad, kommen.
Die Pläne werfen eine Vielzahl von Fragen auf. Wie soll der permanente Verkehr für einen Hochzeitssaal mit 600 Plätzen dort bewältigt werden? Weder reichen die Stellplätze im Parkhaus Hansa-Zentrum dafür, noch sind Paß-, Post- und Brauerstraße dafür vom Zuschnitt geeignet. Dort wurde gerade erst die zulässige Geschwindigkeit herabgesetzt und eine Fahrradstraßenregelung eingeführt. Wie sollen die permanenten Feierlichkeiten im großen Rahmen umfeldverträglich möglich sein, ohne das gesamte (Wohn)Umfeld dauernd in Mitleidenschaft zu ziehen?
Warum soll so ein Konzept dauerhaft tragfähig sein? Derartige Angebote gibt es bereits konzentriert in Duisburg-Marxloh, 20 Auto-Minuten entfernt. Wer braucht eine überdachte Version von Marxloh im Zentrum von Bottrop?
Insgesamt ist das Konzept einer Ein-Themen-Lösung für das Hansa-Zentrum eine Hoch-Risiko-Wette. Es adressiert nur eine sehr beschränkte Gruppe von Menschen. Das würde für ein Zentrum für bayerisches Brauchtum mit Festhalle im Bierzelt-Ambiente und einer Kaskade von Trachtenläden und bayerischen Spezialitäten nicht weniger gelten als für den geplanten orientalischen Hochzeit-Hotspot. Derartige limitierte Konzepte sind kaum geeignet für das Zentrum einer – im besten Sinne bunt gemischten – Stadt wie Bottrop.
Die Projektentwickler haben angekündigt, eine Tingeltour im Mittleren Osten, etwa nach Dubai und Istanbul, zu unternehmen, um dortige Handelsunternehmen für die Einrichtung von Filialen in Bottrop zu gewinnen. Wie viel Bindung an den Standort Bottrop werden solche Filialisten dann haben?
Daneben hat die Besprechung mit den Projektentwicklern deutlich gemacht: Es geht vor allem darum, das Hansa-Zentrum mit nur minimalen Umbaumaßnahmen schnellstmöglich einer wirtschaftlichen Verwertung zuzuführen. Dauerhaft halten will der Fund die Immobilie auch nicht, sondern nach Wiedereröffnung veräußern. Das macht deutlich: Es geht keineswegs um eine nachhaltige Entwicklung, sondern ausschließlich um die nächste Spekulationsrunde mit der Immobilie.