Bergbauchroniken sind Schmuckstücke im Stadtarchiv
Restaurierte Bücher geben Einblick in die Industriegeschichte
Stadtgeschichte dokumentiert sich nicht nur zwischen vergilbten und eingerissenen Aktendeckeln. Vier neue Exponate hat jetzt die Stadtarchivarin Heike Biskup vorgestellt, deren künstlerische Gestaltung ebenso beeindruckend ist, wie ihr dokumentarischer Wert. Anlässlich seiner 25-jährigen Tätigkeit als Vorsitzender der „Ahrenberg’schen Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb“ wurden dem Kommerzienrat Oscar von Waldthausen die in Leder gebundenen Bände 1904 überreicht.
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Stadtarchivarin Heike Biskup ist begeistert von vier wuchtigen Büchern, die sie jetzt in ihren Bestand aufnimmt. „Sie sind unglaublich. Sie sind nicht nur wichtig für Bottrop, sondern für das ganze Ruhrgebiet“, sagt sie. Die Texte beschreiben die Entwicklung der Bottroper Schachtanlagen und geben Auskunft über die wirtschaftlichen Kennzahlen wie Dividendenausschüttung und Fördermengen. Dabei beeindrucken nicht nur die wirtschaftlichen Daten, sondern auch die künstlerische Gestaltung jeder einzelnen Seite. Prächtige, mit Tusche gezeichnete Blumengirlanden und Tierfiguren spiegeln die hohe Wertschätzung der damaligen Leistung wider.
Zeitgenössische Fotografien der Zechen Prosper I und Prosper II mit dem Malakoff-Turm, von Maschinenanlagen und an die Aktiengesellschaft übertragenen Gehöften sowie Portraits der Unternehmensleitung sind in Alben gesammelt. Die Brillanz und Klarheit der über 120 Jahre alten schwarz-weiß Aufnahmen lassen die Motive bis heute fast plastisch wirken.
Die Ehrengarde Prosper Haniel hat die Bücher bereits vor einigen Monaten der Stadt überlassen. Zuletzt wurden sie im Malakoff-Turm aufbewahrt. Doch die Lagermöglichkeiten sind nicht optimal. Zuvor waren die Bände im Bestand der Historischen Gesellschaft und stammen aus dem Direktionsgebäude des stillgelegten Schachts 10 in Kirchhellen, erklären Klaus Hämel und Rainer Schwegmann von der Ehrengarde. Der Zeitenlauf der vergangenen über 100 Jahre haben bei den wertvollen Unikaten deutliche Spuren hinterlassen. Die eingerissenen und verschmutzten Ledereinbände wurden mit großem Aufwand im Archivamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe Seite für Seite wiederhergestellt. Möglich wurde dies durch die Unterstützung der Egon-Bremer-Stiftung, die die Restaurierung finanziert hat. Erich Stemplewitz begründet das Engagement mit Förderung des Ansehens von Bottrop, die zum Stiftungszweck gehört.
Heike Biskup rechnet damit, dass die Bücher bei Heimatforschern und Wirtschaftshistoriker auf großes Interesse stoßen werden. „Sie sollen allen zugänglich sein. Damit darf und soll gearbeitet werden.“ Um den Zugang zu vereinfachen, sollen die Bücher digitalisiert und im Internet zugänglich gemacht werden. Neben den jetzt restaurierten Bänden gehören zu dem Konvolut weitere Bände aus dem Jahr 1918. Deren Überarbeitung muss allerdings auf eine Finanzierung warten.