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Undercover

Das B12 im Kulturzentrum zeigt SOUND & VISION – Kunst auf Plattencover

Ich erinnere mich noch sehr gut an mein erstes Plattenalbum. Als ich 13 Jahre alt war, hatte ich ein paar Mark durch das Austragen von Zeitungen verdient, die ich in eine LP investieren wollte. Ich stand bei Karstadt in der legendären Plattenabteilung und musste eine Entscheidung treffen: Jimi Hendrix oder ein Album von Led Zeppelin? Die Kaufentscheidung gab schließlich das Cover. Während sich die Hendrix-LP in einem eher nichtssagenden Cover hüllte, präsentierte das Cover der Led-Zeppelin-LP ein historisches, stilisiertes Foto der brennenden Hindenburg, welches vermutlich meine morbide Ader sofort ansprach.

Die Kunst auf Plattencovern spielt eine entscheidende Rolle in der Musikindustrie und hat im Laufe der Jahre eine faszinierende Entwicklung durchgemacht. Plattencover sind nicht nur visuelle Begleiter von Musikalben, sondern auch künstlerische Ausdrucksformen, die die Atmosphäre und den Charakter eines Albums einfangen.

In den frühen Tagen der Schallplattenindustrie waren Plattencover oft schlichte Darstellungen des Künstlers oder der Band, manchmal begleitet von einfachen Grafiken oder Schriftzügen. Mit dem Aufkommen der Rockmusik in den 1960er Jahren begannen Künstler jedoch, Plattencover als eigenständige Kunstwerke zu betrachten. Legendäre Künstler wie Roger Dean schufen psychedelische und surreale Cover, die perfekt zur musikalischen Experimentierfreude jener Zeit passten.

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Die 1970er und 1980er Jahre brachten eine Vielzahl von kreativen Plattencovern hervor, die oft mit dem Erfolg eines Albums gleichgesetzt wurden. Bands wie Pink Floyd revolutionierten das Plattencover-Design mit ikonischen Werken wie „The Dark Side of the Moon“, das nicht nur visuell ansprechend war, sondern auch nahtlos mit der musikalischen Erzählung verschmolz.

Mit dem digitalen Zeitalter wurden physische Alben zwar weniger präsent, aber die Bedeutung des Plattencover-Designs blieb bestehen. Insgesamt ist die Kunst auf Plattencovern mehr als nur schmückendes Beiwerk – sie ist eine eigenständige Kunstform, die die Musik begleitet, verstärkt und in einem visuellen Kontext erlebbar macht.

Mit viel Liebe zum Detail

Die Plattencover-Kunst erfährt nun angemessene Anerkennung in der Ausstellung „SOUND & VISION“ im B12 in Bottrop. Kuratorin Katrin Reck meint dazu: „Es war faszinierend zu zeigen, wie viele kreative Zusammenarbeiten zwischen bildenden Künstlern und Musikern existieren.“

Der Weg von der Idee bis zur Umsetzung der Ausstellung dauerte anderthalb Jahre. Insgesamt werden 218 Platten-Cover der letzten fünf Jahrzehnte präsentiert, einige im Original und andere als hochwertige Nachdrucke. Viele der Plattenhüllen wurden eigens für diese Ausstellung erworben und stehen am letzten Ausstellungstag auf einer „Plattenbörse“ zum Verkauf. Interessenten, die sich im Voraus ein Exemplar sichern möchten, haben die Möglichkeit, eine E-Mail an zu senden.

Warhol und Wieczorek

Die Ausstellung zeigt Kunstwerke, die aus den vielschichtigen Verbindungen zwischen bildender Kunst und Popkultur hervorgegangen sind und präsentiert dabei Arbeiten von insgesamt 133 Künstlerinnen und Künstlern. Darunter finden sich viele herausragende Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunstszene, darunter Banksy, Keith Haring, Jeff Koons, Gerhard Richter, Robert Rauschenberg, Roy Lichtenstein sowie Nobuyoshi Araki, Robert Mapplethorpe und Martin Kippenberger. Zwei lokale Künstler, Josef Albers und Reinhard Wieczorek, repräsentieren zudem die Kunstszene Bottrops in dieser Ausstellung.

Das lebensgroße Poster von Andy Warhol war bei den Besuchern der Eröffnungsveranstaltung besonders beliebt. Viele Gäste schossen ein Selfie mit Andy, der auch mit einem Plattencover vertreten ist. Übrigens, Andy Warhol hab ich mal zufällig in Bottrop getroffen, am Quadrat. Den Artikel dazu finden Sie hier: „Als ich Andy Warhol am Quadrat traf“.

Jedem Plattencover ist ein QR-Code zugeordnet, der zu Informationen über die Band bzw. den Interpreten und den beteiligten Künstler führt. Die Ausstellung im B12 läuft bis zum 20. April 2024. Die Öffnungszeiten sind donnerstags von 16 bis 19 Uhr, freitags von 16 bis 18Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr sowie nach vorheriger Vereinbarung. Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenfrei.

Udo Schucker