„Geisterdämmerung“
Literaturpreisträger Kevin Chen präsentierte seinen neuen Roman in der Galerie-7
Am Freitag, dem 13. Juni, ergab sich für mich ein flüchtiger, aber kostbarer Moment: die Gelegenheit, mit dem ausgesprochen sympathischen taiwanesischen Autor und Literaturpreisträger Kevin Chen ins Gespräch zu kommen. In der Bottroper Galerie-7 präsentierte er seinen neuen Roman „Geisterdämmerung“.
Trotz der flirrenden Sommerhitze füllte sich das von Bettina Döblitz geleitete Literaturstudio an der Gastromeile mit zahlreichen neugierigen Zuhörerinnen und Zuhörern, die sich von Chens Worten und der besonderen Atmosphäre mitreißen ließen. Die Veranstaltung wurde von der Galerie-7 in Zusammenarbeit mit dem Veranstalter Taiwanherz organisiert.
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Lesung in Bottrop als Teil der Deutschland-Tour
Die Lesung in der Galerie-7 war Teil einer größeren Deutschland-Tour, auf der Chen sein neues Werk persönlich vorstellt. Die Veranstaltung bot nicht nur Einblicke in den Roman, sondern auch die Gelegenheit, einen Autor kennenzulernen, der mit seiner Lebensgeschichte und literarischen Arbeit Brücken zwischen Ost und West schlägt.
Chen, 1976 in Changhua, Taiwan, geboren, begann seine künstlerische Laufbahn als Filmschauspieler und wirkte sowohl in taiwanesischen als auch in deutschen Produktionen mit, darunter „Ghosted“, „Kung Bao Huhn“ und „Global Player“. Seit einigen Jahren lebt er in Berlin und arbeitet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch als Autor für die Zeitschrift „Performing Arts Review“.
Über den Roman „Geisterdämmerung“
Mit „Geisterdämmerung“, erschienen im Frühjahr 2025, legt Chen einen weiteren vielbeachteten Roman vor. Im Mittelpunkt steht die Figur Tianhong, die nach mehreren Jahren Haft in einem Berliner Gefängnis in ihr taiwanesisches Heimatdorf Yongjing zurückkehrt – ein Ort, dessen Name „ewiger Frieden“ bedeutet, für Tianhong aber alles andere als das ist. Der Roman thematisiert Heimat, Entfremdung und die Suche nach Zugehörigkeit – Motive, die auch Chens eigene Biografie widerspiegeln.
Chens Bedeutung und Resonanz
Kevin Chen gilt als eine der wichtigsten Stimmen der queeren taiwanesischen Literatur und berichtet in seinen Werken und Kolumnen regelmäßig über das Leben zwischen den Kulturen, insbesondere über Erfahrungen in Deutschland und Berlin. Seine Bücher, darunter der internationale Erfolg „Ghost Town“, werden in zahlreiche Sprachen übersetzt und finden auch bei jungen Leserinnen und Lesern großen Anklang.
Mama ist verschwunden – was sagt die Kritik?
Ich habe mir eine Leseprobe, die die ersten fünf Kapitel umfasst, auf meinen E-Reader geladen und kann daher nur erste Eindrücke teilen. Die poetische Sprache berührt mich tief: Wie eine Libelle, die leicht über einen stillen Teich tanzt, gleitet mein Blick über die Zeilen und verliert sich bald in einem sanften Lesefluss. An dieser Stelle mal ein dickes Lob an die Übersetzerin Monika Li.
Die Kritiker preisen, wie Chen Familiengeheimnisse, Aberglauben, Klischees und die Suche nach Zugehörigkeit kunstvoll miteinander verwebt. „Geisterdämmerung“ gilt als ein tiefgründiger, bewegender Roman, der mit seinen lebendigen Figuren und der meisterhaften Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart gleichermaßen fasziniert.
Das Buch gewann den Großen Preis bei den Taiwan Literature Awards und wurde bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Udo Schucker
Geisterdämmerung
von Kevin Chen (Autor), Monika Li (Übersetzer)
Herausgeber: Matthes & Seitz Berlin
Erscheinungstermin: 20. März 2025
Sprache: Deutsch
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 383 Seiten
ISBN-10: 3751810102
ISBN-13: 978-3751810104
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