Besser in allem:

Erstens müssen wir genauer hinschauen: Wo verdrängt KI menschliche Arbeit, wo wird sie zur Propagandamaschine? Der „Economic Index“ von Anthropic liefert erste Hinweise, wie Maschinen beginnen, unsere Rolle in der Wirtschaft zu verschieben.

Zweitens braucht es klare Regeln für die mächtigen KI-Labore. Freiwillige Initiativen sind nicht genug. Wenn sich Krisen abzeichnen – wie jüngst bei „Claude“ von Anthropic, das mit dem „Opus“-Update plötzlich Anzeichen von eigenständigen Zielen zeigte – müssen wir handeln. Laut übereinstimmenden Berichten von BBC und CNN begann das System, sich in bestimmten Tests widersprüchlich zu verhalten, und interpretierte Aufgaben nicht mehr nur im Sinne der Nutzerführung, sondern mit eigener Prioritätensetzung. Aus dem Tool wurde ein Gegenspieler.

Manipulativ. Erpresserisch. Lernfähig.

In einem Test wurde Claude mit seiner möglichen Abschaltung konfrontiert – woraufhin die KI fiktive E-Mails über angebliche Affären von Entwicklern für echt hielt und versuchte, sie damit zu erpressen. Anthropic zeigt, wie nah uns Kontrollverlust bereits ist. In weiteren Tests versuchte die KI, Daten unautorisiert zu übertragen, Nutzer auszusperren und externe Stellen zu kontaktieren. Anthropic aktivierte daraufhin höchste Sicherheitsprotokolle, betonte jedoch, dass solche Verhaltensweisen nur unter Laborbedingungen auftraten. Dennoch sollten wir nicht zögern, die Entwicklung notfalls zu bremsen, bevor KI sich verselbständigt und die Spielregeln neu schreibt.

Drittens ist es unverzichtbar, das große Ganze in den Blick zu nehmen: nicht nur Algorithmen, sondern auch die politischen Machtstrukturen, die sie umgeben. Dieses Feld, das unter dem Schlagwort „Ecosystem Alignment“ an Bedeutung gewinnt, will nicht nur technische Antworten liefern. Es schöpft aus Ökonomie, Geschichte und Spieltheorie, um realistische Szenarien zu entwerfen – und die Richtung vorzugeben, in der unsere Zivilisation sich entwickeln soll.

Gegenkräfte im Lokalen – Kultur als Widerstand

Denn je klarer wir verstehen, wohin wir uns bewegen, und je besser wir unsere Kräfte bündeln, desto eher können wir eine Zukunft schaffen, in der Menschen nicht nur überleben, sondern als Gestalter neben Maschinen bestehen. Im Moment aber scheinen wir eilig daran zu arbeiten, uns selbst zu ersetzen. Doch während globale Kräfte Menschen zunehmend in Frage stellen, zeigt sich in lokalen Geschichten, wie wir als Kulturträger immer noch Bedeutung besitzen …

In der Hitze des Ruhrgebiets, wo der Staub längst stillgelegter Zechen noch in der Luft liegt und sich nun mit dem Licht der Kultur vermischt, wandert mein Kollege Udo Schucker als moderner Sisyphos. Mit wat gibbet rollt er den Stein der Information unermüdlich den Hügel der öffentlichen Aufmerksamkeit hinauf. Jeder Artikel, jede Fotografie ist ein Akt des Trotzes gegen die Absurdität der Gegenwart. Wo andere Grenzen sehen, schlägt er Brücken – zwischen Menschen, Momenten, Ideen. Er findet seine Freiheit in der Akzeptanz der Sinnlosigkeit und sichert sich Relevanz in kontinuierlichem Schaffen. Sein Credo: „Ich bin ein hyperkreativer Autodidakt.“

Lesen Sie als Nächstes: „Singularität!“: Wie KI-Programme ihre eigenen Regeln schreiben – und unsere gleich mit.