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Berry blickt in die Berne …

Tief im Bottroper Süden, wo sich die „Berne“ mit der „Emscher“ vereint, wo Rad- und Schnellweg sich kreuzen und Lämmer schweigend dem einsamen Wanderer entgegenblicken, möchten wir heute unser Gemüt erquicken. 😉

Wir befinden uns im Bottroper „BernePark“, am Rande der Ebel-Kolonie. Die Pressestelle der Stadt Bottrop unter der Leitung von Jeanette Kuhn hatte zum Saisonstart einige Medienvertreter zu einem informativen Rundgang in dieses einzigartige Industriedenkmal eingeladen. Eine Einladung, der wir von „wat gibbet“ sehr gerne nachgekommen sind. Mit dabei auch Andreas Pläsken, der nach seiner 34-jährigen Tätigkeit als Pressesprecher der Stadt Bottrop am Monatsende in den Ruhestand geht.

Zusammen mit Bottrops Gastronomielegende Reimbern, genannt „Berry“, mache ich mich also auf, diese außergewöhnliche Parkanlage im ehemaligen Klärwerk mit ihrer Erlebnisgastronomie und einem ungewöhnlichen Übernachtungsangebot zu erkunden.

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A Walk in the Park

Es ist fast 40 Jahre her, dass ich das letzte Mal im Bottroper Ortsteil Ebel war. Damals habe ich hier meinen preisgekrönten Kurzspielfilm „Wie immer“ gedreht. Mit dem „BernePark“ betrete ich quasi Neuland. Und das Erste, das meinem olfaktorischen Gedächtnis sofort angenehm auffällt: es stinkt nicht mehr, die Emscher ist tatsächlich wieder ein sauberer Fluss.

Unter der Führung von BernePark-Geschäftsführer Thomas Frings begibt sich unsere Mediengruppe auf den Weg. Auch Bottrops Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert ist mit von der Partie. Die Stadt Bottrop hat den „BernePark“ gepachtet. Das „dasparkhotel“ und die Gastronomie werden von der Gafög betrieben. Durch die Verknüpfung Parkpflege und Gastronomiebetrieb mit Arbeitsmarktaktivitäten ermöglicht die Arbeitsförderungsgesellschaft Langzeitarbeitslosen im „BernePark“ einen Wiedereinstieg ins Berufsleben.

Übernachten in einem Kunstobjekt

Wir schauen in die Röhre. 2011 hat der österreichische Künstler Andreas Strauss im BernePark ein besonders Kunstwerk geschaffen, über das auch die internationale Presse berichtete: „dasparkhotel“. Ein Kunstobjekt zum Übernachten. In fünf umgebauten Betonröhren finden Gäste eine einfache, aber komfortable Unterkunft. Ein Betonröhrenzimmer ist drei Meter lang und 2,40 Meter im Durchmesser. Eine recht komfortable Alternative zum Zelt. „Diogenes von Sinope“ hätte sich sicher sehr gerne in dieser Tonne „aufs Ohr gehauen“. Den Preis für die Nutzung des Parkhotels legen Sie übrigens persönlich fest – denn hier gilt das Motto: „pay as you want“. Entscheiden Sie, was Ihnen diese Übernachtung in frischer Bettwäsche und sauberer Umgebung sowie der Nutzung von sanitären Anlagen im Maschinenhaus wert ist.

Fast 40 Jahre lang wurde im BernePark Abwasser gereinigt. Heute prägen die stillgelegten Becken das Bild des Parks und verleihen ihm einen besonderen Charme. Besucher können auf verschiedenen Wegen durch den Park flanieren, die Natur genießen und die historischen Anlagen erkunden. Ein Highlight ist der Färbergarten im begehbaren Amphitheater, das in einem der ehemaligen Klärbecken angelegt wurde. In einem Färbergarten finden sich Pflanzen wieder, aus denen sich Naturfarben herstellen lassen. Wir machen einen kurzen Abstecher zum alten Standort der „Fünf-Pfennig-Brücke“.

Kunst unter dem Emscher-Schnellweg

Berlin hat die Glienicker Brücke, Bottrop hatte die Fünf-Pfennig-Brücke, die leider 1982 abgerissen und durch eine Straßenbrücke ersetzt wurde. Agenten wurden hier zwar nie ausgetauscht, dafür klappte es damals mit der Mautgebühr, als die Ebel-Kolonie noch zum Rheinland gehörte. Eine kostenlose Überquerung war nur den Bergleuten gestattet, die die Brücke auf dem Weg zur Schicht passierten. Erst 1929 wurde der Ortsteil Ebel nach Bottrop eingemeindet und wanderte somit vom Rheinland nach Westfalen. Heute erinnert ein Kunstwerk des Bottroper Malers Reinhard Wieczorek an die alte Brücke, das auf einen Pfeiler der A42 gemalt wurde. Davor weiden ein paar Beton-Schafe des Künstlers Guido Berndsen. Die Kunstobjekte sind im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt Ebel“ entstanden.

Imbiss und ein Souvenir

Und weiter geht’s mit unserer Deichwanderung um den Park herum zur Mündung der Berne. Reimbern wirft einen tiefsinnigen Blick in den Fluss der Zeit. Ich muss plötzlich an Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“ denken und stelle mir Berry als Deichgraf „Hauke Haien“ vor. Der Wind frischt auf; ein heißer Kaffee wäre jetzt nicht schlecht. Auf zur letzten Etappe: dem ehemaligen Maschinenhaus, in dem sich ein Restaurant mit Biergarten befindet. Hier kann man regionale Küche mit Blick auf den Park genießen. Auf uns wartet bereits ein leckerer Imbiss und ein Souvenir: eine hübsch designte Tasse mit dem Logo der Stadt Bottrop.

Standesamt mit Extraschicht

Neueste Attraktion im Tempel der Industriekultur: ein kleiner Traualtar auf dem oberen Deck des Maschinenhauses. Wer sich traut, kann direkt vor Ort verheiratet werden und hier auch gleich seine Hochzeitsfeier abhalten, inklusive Bewirtung und dem ganzen Programm.

Neben zahlreichen Veranstaltungen ist in diesem Jahr sicher einer der Höhepunkte die Extraschicht am 01. Juni 2024, die Nacht der Industriekultur. Der BernePark ist diesmal wieder einer der Spielorte.

Fazit: Der BernePark ist ein lohnenswertes Ziel für alle, die sich für Industriekultur, Natur und ungewöhnliche Orte interessieren. Der Park bietet eine gelungene Mischung aus Erholung, Gastronomie und Unterhaltung. Tipp: Besuchen Sie den BernePark doch mal im Rahmen einer Radtour auf dem Emscher-Weg. So können Sie die Landschaft entlang des Flusses entdecken und gleichzeitig den Park erkunden, der täglich geöffnet ist.

Öffnungszeiten Bistro und Biergarten:
Mittwoch, Donnerstag, Sonntag & an Feiertagen von 14.00 bis 20.00 Uhr.
Freitag und Samstag von 14.00 bis 22.00 Uhr.
Montag und Dienstag ist Ruhetag.
Weitere Infos: https://www.bernepark.de/

Text und Fotos: Udo Schucker