Sommer-Musique-Fest

Gleich an mehreren Orten in Bottrop wurde am Mittwoch, dem 21. Juni, die Sommersonnenwende nach französischen Vorbild mit einem Fest der Musik gefeiert. Im Marktviertel startete das „Marktviertel-Sounds-Festival“ und an der Kulturkirche Heilig Kreuz das frankophile „Sommer-Musique-Fest“.

17:10 Uhr. Meine Tour beginnt im Marktviertel, an der Cyriakus-Kirche. Hier gastiert der „Schwarzmarkt“. Eine einsame Gitarre wartet auf ihren Spieler. Die meisten Stühle sind leer. Keine Bekannten in Sicht. Ist vielleicht noch zu früh? Ich ziehe weiter. Auf dem Kirchplatz erwartet mich eine kleine Menschenansammlung, umringt von einer schlichten Wagenburg. Fröhliches Kinderlachen. Mütter parken hier ihre Kinderwagen. Alle haben Spaß. Die Musiker machen gerade Pause. Keine Bekannten. Weiter.

Am Café Kram lausche ich einer Singer-Songwriterin. Sehr schöne Stimme. Gefällt mir. Doch nach fünf Minuten merke ich, dass ihre melancholischen Balladen Bilder in mir hervorrufen, die ich heute nicht sehen will. Weiter.

Ein paar Meter entfernt am AK1 (Thomas Albrechts Shop) treffe ich alte Freunde und Freundinnen, intellektuelle Köpfe. Gute Gespräche. Erst einmal ein Bier zischen. Ich erfahre, dass das AK1 und einige andere Geschäftsleute gar nicht gefragt wurden, ob sie mitmachen wollen. Höre ich da Disharmonie? Ich will heute Spaß. Das ist ein Fall für Vladimir und Estragon. Ich verquassele mich. Weiter.

Ich schaue noch kurz bei den Brautmoden vorbei. Hier summt ebenfalls eine Singer-Songwriterin traurige Balladen. Gegen meinen Willen keimt jetzt doch ein Hauch von Melancholie auf. Französische Chansons wären jetzt gut. Ich summe „Ne me quitte pas…“ von Jacques Brel und eile zur Heilig-Kreuz-Kirche.

Auf dem „Sommer-Musique-Fest“ begrüßen mich direkt „die Regenschirme von Cherbourg“, so der Titel eines Musikfilms von 1964 mit Catherine Deneuve. Der Platz vor der Kulturkirche ist wie immer gerammelt voll. Alle Sitzplätze belegt. Eine sehr angenehme Atmosphäre. Ich treffe viele bekannte Gesichter: bonsoir, salut, Ça va? Dirk Helmke und Heike Biskup begrüßen kurz die Gäste, dann das erste Chanson: „Accordéon“.

Vor Simones mobiler „kasBAR“ bilden sich Schlangen. Ihre fruchtigen Cocktails sind bei den Besuchern heiß begehrt. Der Wein fließt in Strömen und auch die französischen Leckereien vom Marktwagen sind sehr gefragt. Und als i-Tüpfelchen spendiert Dirk Helmke allen noch ein Eis.

Akkordeonspieler & Chansonnier Matthieu Pallas verführt das Publikum mit Liedern von Edith Piaf, Gilbert Bécaud, Charles Trenet, Yves Montand oder Charles Aznavour. Ich singe mit! Die Cocktails wirken.

Auch die Songs des Franjazz Duos „Val’n’Tin“ kommen bei den Besuchern sehr gut an. Nur die klischeehaften Anekdoten, die das Duo zwischen den einzelnen Chansons über die Liebe und die kulturellen Unterschiede zwischen Franzosen und Deutschen erzählen, wirkten dann doch etwas antiquiert und lassen so manche Stirn runzeln. Hier sollte man das Programm vielleicht überarbeiten.

Fazit: Ein sehr gelungenes „Sommer-Musique-Fest“ und ein nettes „Marktviertel-Sounds-Festival“. Freundliche Menschen, friedliche Stimmung, schöne Gespräche und eine herzliche Atmosphäre. Ein Ehepaar aus Dorsten sagte mir: „Toll, hier ist ja echt was los. Und dann noch diese schöne Gastromeile. Dorsten hat sowas nicht. Wo findet man denn die Veranstaltungshinweise? “
Wo schon, in Bottrops schönstem Terminkalender auf „wat gibbet“. Oft kopiert, stets unerreicht! Schauen Sie selbst ;-)

Fotos und Text: Udo Schucker