Rafael Cortés
Flamenco-Feuer in Bottrop: Rafael Cortés & Sohn spielten in der Kulturkirche
Am Samstag, dem 12. Oktober 2024, genossen Musikliebhaber in Bottrop ein besonderes Highlight: Der andalusische Ausnahmemusiker Rafael Cortés verwandelte gemeinsam mit seinem Sohn Rafael Cortés jr. die Kulturkirche Heilig Kreuz in ein feuriges Flamenco-Paradies.
Ein Abend voller Leidenschaft
Die Besucher erlebten ein Feuerwerk an Emotionen und technischer Brillanz. Rafael Cortés ist bekannt für seine Fähigkeit, traditionellen Flamenco mit modernen Elementen zu verschmelzen und dabei stets die Seele dieser faszinierenden Musikrichtung zu bewahren.
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Hommage an Paco de Lucía
Bereits die ersten Gitarrenklänge zogen mich in ihren Bann und seilten mein Bewusstsein ab ins Jahr 1984. Es war ein Sonntagabend, ich befand mich in einem Programmkino in einem Hinterhof in Altenessen. Hier wurde das Filmereignis jenes Sommers gezeigt: „Carmen“ von Carlos Saura. In den Hauptrollen: Laura del Sol und Paco de Lucía.
Neben mir im Kinosessel saß meine Eroberung der letzten Nacht. Nein, bleiben wir bei den Tatsachen. Sie hatte mich erobert. Ich war eigentlich nie ein Konquistador der Herzen; nur ab einem gewissen Attraktivitätslevel willig und schwach. Ihre Erscheinung hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt: Dunkelbraunes Haar, leicht gewellt, umrahmte ein Gesicht mit braunen Augen und schmalen Lippen. Ausgeprägte Wangenknochen verliehen ihren Zügen eine markante Eleganz. Ihre Haut schimmerte in einem makellosen Hellbraun. Am Hals pulsierte eine Ader, rhythmisch, hypnotisch. Es weckte etwas in mir, einen Hunger, den ich kaum bändigen konnte. Verlangen.
Ihre Finger, lang und schlank, umschlossen meine Hand mit einer Intensität, die mich überraschte. Ein flüchtiger Kuss, kaum mehr als eine Ahnung auf meinen Lippen, während auf der Leinwand Paco de Lucía seine Gitarre malträtierte und Laura del Sol in ekstatischen Bewegungen versank. Die Erinnerung ist präzise und doch unvollständig – ihr Name bleibt ein weißer Fleck in meinem Gedächtnis. Ein Moment der Leidenschaft, ein Echo, das durch die Zeit hallt.
Verlorene Augenblicke
Der donnernde Applaus des Publikums in der Kulturkirche riss mich aus meiner Versunkenheit, ein abruptes Ende wie ein unterbrochener Liebesakt. Sie verschwand aus meinem Leben so schnell, wie sie darin aufgetaucht war. Eine Nacht voller Leidenschaft, dann trennten sich unsere Wege, als hätte es nie eine Berührung gegeben.
Jetzt, während diese Worte tippe, spüre ich eine tiefe Sehnsucht nach diesen verlorenen Augenblicken. Sie sind wie Sandkörner, die durch meine Finger rinnen – greifbar und doch unerreichbar. Vielleicht ist es gerade diese Flüchtigkeit, die ihnen ihre besondere Bedeutung verleiht. In der Erinnerung werden sie zu Fragmenten einer größeren Geschichte, Puzzleteile eines Lebens, das sich ständig neu zusammensetzt.
„Glückauf“ auf Andalusisch
Zum Abschluss des Konzertes spielte die Familie Cortés noch das Steigerlied in der Flamenco-Version. Und alle sangen mit. Danach verabschiedete das begeisterte Publikum Rafael Cortés und seinen Sohn stehend mit frenetischem Beifall. Ein grandioser Abend.
Fotos und Text: Udo Schucker
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