Prima Klima(kleber)

Ein Kommentar von Jens Langhoff

Die Klimakleber der „Letzten Generation“: Eine notwendige Protestform im Zeitalter der Klimakrise?

Die „Letzte Generation“ geht 2021 aus einer Protestaktion, einem Hungerstreik, hervor und ist seither in Deutschland und Österreich aktiv. Ihr vorrangiges Ziel besteht darin, durch Mittel des zivilen Ungehorsams die Regierungen dazu zu bewegen, effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Besonders in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geriet die Letzte Generation durch ihre eindrucksvollen und manchmal provokanten Aktionen. Dabei handelt es sich um Aktivisten, die durch das Festkleben an Straßen, Gebäuden oder anderen öffentlichen Plätzen auf sich aufmerksam machen wollen, um die Dringlichkeit der Klimakrise ins Bewusstsein zu rufen. Der Begriff „Klimakleber“ wurde von der Berliner Boulevardzeitung B.Z. geprägt, und kurz darauf von der Bild-Zeitung übernommen. Von dort aus verbreitete er sich allen Medien und fand auch Eingang in die politische Diskussion.

Die Klimakrise ist längst keine bloße Prophezeiung mehr, sondern eine unmittelbare Realität. Extreme Wetterereignisse, von verheerenden Waldbränden bis hin zu häufigeren und heftigeren Stürmen, sind bereits sichtbar. Die Schmelze der Polarkappen und Gletscher führt zu einem Anstieg des Meeresspiegels, der Küstenregionen bedroht und ganze Inseln auslöschen könnte. Die Erderwärmung verändert die Lebensbedingungen von Tier- und Pflanzenarten, was zu einem dramatischen Artensterben führt.

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Trotz dieser alarmierenden Entwicklungen scheint die Klimakrise für viele Politiker, Regierungen und Bürger keine Priorität zu sein. Oft werden kurzfristige Interessen über die langfristige Erhaltung unseres Planeten gestellt. Berichte von Wissenschaftlern und Experten werden ignoriert oder als „Fake News“ abgetan, um die Verantwortung für den dringenden Handlungsbedarf zu verschleiern.

In diesem Kontext haben die Klimakleber ihren Protest als kreative und direkte Aktion gewählt, um die Öffentlichkeit wachzurütteln und politische Entscheidungsträger dazu zu bringen, die Klimakrise ernst zu nehmen. Die Aktivisten riskieren dabei häufig ihre persönliche Sicherheit und setzen sich möglicherweise strafrechtlicher Verfolgung aus, um ein klares Signal an die Gesellschaft zu senden. Ihre Aktionen mögen unbequem sein, aber sie zeigen den Dringlichkeitscharakter des Klimaproblems auf.

Die Frage bleibt jedoch: Sind diese provokanten und kontroversen Aktionen wirklich effektiv? Befürworter argumentieren, dass diese Art des Protests notwendig ist, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, da die herkömmlichen politischen Kanäle oft nicht ausreichen, um die nötigen Veränderungen herbeizuführen. Kritiker hingegen verurteilen die Aktionen als rücksichtslos und kontraproduktiv, da sie Unannehmlichkeiten für viele Menschen verursachen und dadurch potenzielle Unterstützer verschrecken könnten.

Die Wahrheit liegt möglicherweise irgendwo dazwischen. Unabhängig von der Kontroverse um die Methoden ist es entscheidend, dass das eigentliche Anliegen, die Klimakrise zu bekämpfen und unseren Planeten zu schützen, nicht aus den Augen verloren wird. Die Klimakrise ist keine Angelegenheit, die aufgeschoben oder ignoriert werden kann. Der Einsatz für den Schutz unseres Planeten erfordert das Zusammenkommen aller Gesellschaftsschichten und die Bereitschaft, unbequeme Veränderungen in Kauf zu nehmen. Die Klimakleber mögen eine umstrittene Protestform sein, aber sie sind ein Symbol für die wachsende Dringlichkeit, mit der wir handeln müssen. Es liegt an uns, ob wir sie als bloße Störenfriede abtun oder ihre Botschaft als Appell für eine nachhaltigere Zukunft begreifen wollen.

Leider wird die heutige Gleichgültigkeit und Feindseligkeit gegenüber den Aktionen der Klimaaktivisten wohl erst nachlassen, wenn die negativen Folgen des Klimawandels noch drastischer und offensichtlicher werden.

Jens Langhoff