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„Erdgegend“ in der Galerie B12

Wenn Landschaften zum Nachdenken (und Schmunzeln) einladen

Wer dachte, Landschaftsmalerei sei staubtrocken und nur was für Naturfreunde mit Fernglas, der sollte sich unbedingt die aktuelle Ausstellung „Erdgegend“ in der Galerie B12 in Bottrop anschauen. Hier zeigen die Künstler Harald Lange und Guido Berndsen, dass Landschaften alles andere als langweilig sind – und das mit einer gehörigen Portion Kreativität und Augenzwinkern!

Impressionen von der Vernissage

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Landschaftsmalerei, geprägt von Caspar David Friedrich und William Turner

Die Ausstellung „Erdgegend“ in der Galerie B12 mit Werken von Harald Lange und Guido Berndsen steht in einem spannenden Dialog zur Tradition der Landschaftsmalerei, wie sie von Meistern wie Caspar David Friedrich oder William Turner geprägt wurde.

Caspar David Friedrich revolutionierte die Landschaftsmalerei, indem er Natur nicht einfach abbildete, sondern als Spiegel innerer Stimmungen und philosophischer Fragen inszenierte. Seine Werke sind von Symbolik, atmosphärischer Dichte und einer offenen Bildsprache geprägt: Die Natur wird zum Raum für Kontemplation und Gefühl, oft durch Rückenfiguren, die den Betrachter einladen, sich in die Weite und Tiefe der Landschaft hineinzudenken. Auch Friedrichs Kompositionen sind keine bloße Naturnachahmung, sondern vielschichtige Konstruktionen, in denen verschiedene Motive collageartig zusammenfinden, um neue Bedeutungsebenen zu schaffen.

Genau hier knüpfen Lange und Berndsen an: Beide Künstler brechen mit der reinen Abbildung der Natur und setzen auf eine offene, interpretierbare Bildsprache.

Zwei Künstler, zwei Welten und ein Horizont

Harald Lange verwebt historische Figuren, Alltagsobjekte und abstrakte Elemente zu traumhaften, collageartigen Kompositionen, die – ähnlich wie bei Friedrich – zum Nachdenken und Assoziieren einladen.

Guido Berndsen experimentiert mit Materialien und reduziert seine Landschaften oft auf das Wesentliche, wodurch Raum für eigene Deutungen und Stimmungen entsteht – ganz im Sinne der romantischen Idee, dass Landschaft mehr ist als ein Abbild, sondern ein Spiegel der Seele.

Während Casper David Friedrichs Landschaften oft melancholisch und symbolisch aufgeladen sind, bringen Lange und Berndsen einen zeitgenössischen, experimentellen Zugang ins Spiel. Sie verbinden Narration, Abstraktion und Materialität und führen so die Tradition der Landschaftsmalerei weiter – als offenes Angebot an die Fantasie und das Gefühl der Betrachtenden.

So wird in Bottrop der Pinselstrich von Friedrich und Turner in die Gegenwart verlängert: Landschaft bleibt Projektionsfläche für Sehnsucht, Reflexion und neue künstlerische Experimente.

Fazit: „Erdgegend“ ist ein bisschen wie ein Spaziergang durch die Fantasie – nur ohne Matsch an den Schuhen. Unbedingt hingehen!

Begleitprogramm und Öffnungszeiten

Die Vernissage fand am 9. Mai 2025 statt und wurde von Bürgermeisterin Monika Budke eröffnet. Linda Schmitz-Kleinreesink, Kuratorin der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, führte in die Ausstellung ein.

Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm:

  • Künstlerführungen mit Berndsen und Lange: 22. Mai 2025 (18 Uhr) und 14. Juni 2025 (12 Uhr)
  • Kurzführung zur Mittagspause: 13. Mai 2025 (12:30 Uhr)

Alle Führungen sind kostenfrei, eine Anmeldung ist erforderlich.

Öffnungszeiten:
Donnerstag: 16–19 Uhr,  Freitag: 16–18 Uhr und Samstag: 10–14 Uhr sowie nach Vereinbarung. Die Ausstellung läuft bis zum 5. Juli.

Der Eintritt ist frei.

Text und Fotos: Udo Schucker

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