Regentropfen-Prélude zur Sommersonnenwende
Ein paar Impressionen zur frankophilen Sommersonnenwendfeier, die am 21. Juni 2024 an mehreren Orten in Bottrop stattfand
Wie das Kirchenschiff der Kulturkirche zur Arche Noah wurde und an der Poststraße um 17:23 Uhr eine Gruppe von sangesfreudigen Menschen erklärte, dass sie noch niemals in New York waren.
„Rainy days never say goodbye … I like Chopin“
Kennen Sie noch diesen alten Song von „Gazebo“ aus dem Jahr 1983? Ein perfektes Vorspiel für das verregnete Sommerfest, das am 21. Juni nach französischem Vorbild an mehreren Orten in Bottrop mit einem Fest der Musik gefeiert wurde. In der Innenstadt startete das „Marktviertel-Sounds-Festival“, und an der Kulturkirche Heilig Kreuz fand das frankophile „Sommer-Musique-Fest“ statt.
Eigentlich hatte ich bei dem Regenwetter keine Lust, vor die Tür zu gehen. Und dann diese Schwüle – als wäre man in einem tropischen Gewächshaus! Aber zum einen hatte ich versprochen, etwas über das Fest zu schreiben, und zum anderen hatten die Organisatoren und Musiker jeden Besucher verdient. Der Regen legte eine kurze Verschnaufpause ein, und ich nutzte die Trockenphase, um mich auf den Weg zu machen.
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Sound-Festival in der Innenstadt
Im letzten Jahr hatte mir die Dame vom Kramladen mangelnden Enthusiasmus bei meiner Berichterstattung angekreidet, obwohl ich ihre Rühreier und den Kaffee überschwänglich gelobt hatte. Na gut, diesmal hatte ich mir also vorgenommen, nur noch euphorisch über die Fete auf der Poststraße zu berichten.
Was sofort positiv auffiel: keine Line-Dance-Darbietungen. Ich weiß nicht warum, aber ich werde beim Anblick dieser Hillbilly-Reihentanznummern immer depressiv. Okay, Sie finden Line-Dance bestimmt ganz toll.
Trotz des schlechten Wetters hatten sich doch etliche feuchtfröhliche Besucher auf der Poststraße versammelt. Zwei sehr sympathische Musiker brachten bereits um 17:23 Uhr mindestens drei Dutzend Leute mit dem Udo-Jürgens-Gassenhauer „Ich war noch niemals in New York“ zum Mitsingen, mich eingeschlossen. Danach erst einmal eine Tüte Pommes mit Mayo von der ambulanten Pommes-Bude hinter mir, sehr lecker.
Weiter zum Thomas-Albrecht-Stammtisch. Hier schwiegen zwar die Lämmer, alle anderen waren dagegen sehr redselig. Ein Plausch hier, ein Plausch dort, und schon trieben mich meine Verpflichtungen fort. Doch bevor ich mich zur Kulturkirche aufmachte, gönnte ich mir noch eine sehr schmackhafte Bio-Bratwurst beim Metzger Scharun.
„Sommer-Musique-Fest“ in der Kulturkirche Heilig Kreuz
Mit vollem Bauch marschierte ich dann schnurstracks weiter zur Kulturkirche. Hier hatte man die sehr gut besuchte Veranstaltung kurzerhand ins Kirchenschiff verlegt, das dann zur Arche Noah wurde. Die Sintflut konnte kommen.
Das „Sommer-Musique-Fest“ in der Kulturkirche gibt es ja schon seit einigen Jahren. Es wird von der Deutsch-Französischen Gesellschaft und dem Team der Kulturkirche Heilig Kreuz e. V. organisiert. Die Veranstaltung erfreut sich bei Jung und Alt sehr großer Beliebtheit und ist stets wie ein großes Familienfest, auf dem jeder willkommen ist.
Viele bekannte Gesichter. Es gab süffige Cocktails von Simone und einen köstlichen Flammkuchen, der an diesem Abend besonders gefragt war. Dirk Helmke war mit der neuen Ape, dem Flammkuchen-Kleintransporter, direkt in die Kirche gerast. Vor dem mobilen Flammkuchenofen bildeten sich zeitweise Schlangen. Alle wollten diese Spezialität aus dem Elsass probieren, die mit flammender Leidenschaft von Isabelle Aberfeld serviert wurde.
Auf der Bühne traf Django Reinhardt auf Édith Piaf: In der Musik des „Noémi Schröder Trios“ begegnete die Dramatik bekannter französischer Chansons der Leidenschaft des Gypsy-Jazz. Ein musikalisches Highlight. Leider funktionierte das, was als Open-Air-Fest geplant war, atmosphärisch in der Kirche nur bedingt. Hinzu kam eine Schwüle, die vielen arg zu schaffen machte, so auch mir. Das miese Wetter forderte seinen Tribut.
Aber es gab vor der Kirche noch einige überdachte Bänke. Und so verbrachte ich den Rest des Abends mit ein paar guten Freunden, herrlichen Anekdoten und reichlich Getränken im Freien und hatte trotz der Wetterkapriolen ein sehr schönes „Sommer-Musique-Fest“.
Ich möchte mich bei allen Organisatoren, Sponsoren und Akteuren bedanken. Ob Innenstadt oder Kulturkirche, ihr habt alle ein tolles Programm auf die Beine gestellt, und bei schönem Wetter hätte die Stadt wahrlich gebrummt.
Text und Fotos: Udo Schucker