Mediation – Hilfe bei Streitigkeiten
Der Bottroper Mediator und Musikagent Igor Albanese berichtet über seine Arbeit als Mediator.
Gemeinsam gehen wir zum Ursprung der Problemlagen und im Sinne einer nahen Begleitung gehen wir hinaus aus Sackgassen, engen Wegen und dunklen Straßen, unser Ziel im Blick: Chancen, Horizonte, Gleichgewicht, Kraft. Individuell und effektiv gehe ich dabei auf Ihre Bedürfnisse ein: „Sage mir wo Du herkommst, zeige mir wo Du stehst und ich zeige Dir wohin Du gehst.“
Als zertifizierter Mediator (Universität Darmstadt) und Mitglied im Verband für integrierte Mediation verstehe ich Mediation als ganzheitlichen Ansatz und Prozess. Für mich ist Mediation das Gefühl, in einem dunklen Raum zu stehen, in dem ein Stecker und eine Steckdose existieren, die nichts voneinander ahnen. Meine Aufgabe als Mediator ist es, die Bedingungen zu schaffen, den Stecker und die Steckdose zu vereinen.
Wenn die Entfernung dann doch zu lang ist, benutze ich ein „Verlängerungskabel“, danach geht das Licht an.
Konflikte sind die „Abwesenheit von Licht“
Es gibt Menschen, die beispielsweise nur aus dem Bauch denken und handeln. Sie haben aber einen Partner, der nur von seinem Kopf gesteuert ist. Sie sprechen demnach zwei völlig verschiedene Sprachen, verstehen sich nicht und reden – unter Umständen – jahrelang aneinander vorbei. Dies ist vielen von uns aus privaten Kontexten ebenso geläufig, wie aus beruflichen.
Win-Win ist immer drin!
Die Ursprünge moderner Streitschlichtung kommen aus der Friedensbewegung. Hierzulande noch verhältnismäßig unbekannt. ist Mediation in den USA bereits seit Langem gang und gäbe. Ob als Klausel im Vertrag oder im Alltag – die konstruktive Beilegung eines Konfliktes wurde jüngst zur Förderung außergerichtlicher Einigung bundesweit zugelassen und hält mittlerweile sogar Einzug ins Bildungssystem.
Aus gegebenem Anlass trafen wir Igor Albanese, Berufsmusiker, Gastronom, Musik-Veranstalter und seit neuestem Mediator zum Gespräch …
Hallo Igor, was können wir uns unter Mediation vorstellen?
Hallo Christiane, ich möchte jetzt nicht die bekannten Definitionen wiederholen – für mich ist Mediation das Gefühl, in einem Raum zu stehen, in dem ein Stecker und eine Steckdose existieren, die nichts voneinander ahnen. Meine Aufgabe als Mediator ist es, beide zusammenzubringen und danach geht das Licht an!
Wie hast Du zur Mediation gefunden?
Durch meinem Freund Hartmut Illtgen, Mediator der ersten Stunde in Deutschland und Apotheker auf der Rellinghausener Straße. Durch ihn habe ich Mitte 2012 zur Mediation gefunden. Eigentlich wollte ich das schon zehn Jahren vorher machen, doch erst nach der Schließung meines Restaurants Leonardo in Essen Rüttenscheid im Juli 2012 hatte ich endlich die Zeit dafür gefunden! Im Jahr 2013 habe ich dann unter fachlicher Leitung von Arthur Trossen meine Ausbildung im Bereich integrierte Mediation an der Uni Darmstadt erfolgreich abgeschlossen.
Wo treffe ich Dich, wenn ich in einer Konfliktsituation Rat suche?
Bis Mitte 2012 konnte man mich im „Leonardo“ – meinem ehemaligen Restaurant am Landgericht besuchen, wo ich, ohne mir dessen bewusst gewesen zu sein, bereits einige Mediationen in Anführungsstrichen realisiert hatte, z.B. zwischen Köchen und Servicekräften oder unter den dort auftretenden Musikern. Später in meinem Coworking Café „Kabü“ in der Annastrasse in Essen.
Aktuell trefft ihr mich meistens im Bottroper Café „Corretto“ oder ganz einfach durch eine E-Mail oder einen Telefonanruf persönlich!
Mit welchen Konflikten kommen Leute, die sich um eine Mediation bemühen?
Probleme und Uneinigkeit im Gastgewerbe oder Eventbereich. Genauso, wenn es um nachbarschaftliche oder interkulturelle Differenzen geht – da kommt einiges zusammen!
Warum sollte ich Dich bei einem Konflikt aufsuchen?
Ein Gerichtsverfahren ist im Vergleich teurer, langwieriger und schafft mitunter Feinde fürs Leben. In der Mediation gilt demgegenüber nicht „entweder oder”, sondern „sowohl als auch”. Eine Mediation ermöglicht einen vernünftigen Umgang miteinander, arbeitet den Konflikt auf und realisiert für die Beteiligten eine Lösung, aus der zwei Gewinner hervorgehen, anstelle Verlierer und Gewinner oder sogar zwei Verlierer.
Macht eine Mediation auch dann Sinn, wenn beide Parteien stark miteinander verfeindet sind?
Wenn ich jemanden nicht kenne, kann ich ihn nicht hassen. Eine starke Feindschaft beinhaltet eine genauso starke emotionale Bindung. Jeder Konflikt stellt in seinem Entstehen die Bedingungen für dessen Auflösung.
Was bedeutet das konkret?
Wenn man sich kennt, dann weiß man auch ungefähr wo der Anfang des Konflikts war. Das ist wie bei Hänsel und Gretel, irgendwann kommt der Punkt, an dem Du Dich verlierst und Du fängst an, die andere Person zu hassen. Wichtig ist, den nötigen Abstand zu finden und darüber nachzudenken, wo war der Punkt, an dem man sich verloren hat? Da liegt der Knackpunkt – wenn Du im Feuer stehst, siehst Du rot.
Ein Mediator baut die Brücke zwischen Bedürfnissen und Positionen seiner Klienten, führt sie raus aus dem Feuer und zurück zu dem Punkt, an dem alles begann. Ein Bedürfnis zu erkennen ist viel einfacher, als eine Forderung zu stellen. Wenn Du über die Forderungen gehst, wirst Du automatisch zum Gegner.
Ich-Botschaften sind sehr wichtig innerhalb der Kommunikation.
Man sagt, Mediation führt in 70 bis 80 % aller Fälle zu einem lebensnahen und zukunftsorientierten Erfolg …
… weil die beteiligten Parteien selbst dazu beitragen, indem sie sich in den Prozess einbringen und durch die Hilfe des Mediators gelernt haben, dem Anderen zum ersten Mal zuzuhören. Konflikte entstehen meist aus einem Missverständnis – das können unter Umständen Kleinigkeiten sein, die einfach zu lösen sind. Durch Sturheit und Stolz reden Menschen nicht miteinander und die Fronten verhärten sich. So entfernen sich Menschen voneinander, erkennen sich nicht mehr und verlieren die Nähe zueinander.
Die meisten Mediationen sind in drei bis fünf Sitzungen erfolgreich realisiert. Eine Sitzung dauert ca. eine bis anderthalb Stunden. Ist der Anstoß erfolgt, geht der Lösungsprozess weiter, auch ohne Mediator, weil die Menschen wieder Zugang zueinander gefunden haben. Es geht immer darum, dass Teilnehmer respektvoll miteinander umgehen und die Bedürfnisse des Anderen verstehen, akzeptieren und danach achtsam und verständnisvoll miteinander umgehen.
Seit 2012 ist der Mediationsvertrag zur außergerichtlichen Konfliktbeilegung bundesweit zugelassen. Bedeutet dies, dass meine Rechtsschutzversicherung die Kosten für eine Mediation übernimmt?
Ja. Die Rechtsschutzversicherungen freuen sich mittlerweile, weil die Kosten für eine Mediation wesentlich geringer ausfallen, als die für einen Anwalt. Zudem kommt die Lösung meist schneller, unkomplizierter und effektiver zustande.
Könntest Du Dir eine Situation vorstellen, in der Du eine Mediation ablehnst?
Wenn ich z.B. genau sehe, dass eine Partei kein Interesse an einer Einigung zeigt. Mediation hat mehrere Grundsätze; einer davon ist, dass beide Teilnehmer freiwillig dabei sind.
Kommt Dir die Mediation in Deinem Privatleben und als Veranstalter zugute?
Ja, der Umgang mit mir selbst, meiner Familie und Umwelt ist noch einfacher geworden. Durch die breite Aufstellung im Bereich der Mediation gewinnt man Abstand und fällt nicht sofort ein Urteil. Sowohl im Job als auch im privaten Umgang. Ein Mediator sollte die Interpretation sowieso lassen.
Vielen Dank fürs nette Gespräch!
Interview: Christiane Mihoci. Fotos: Lisa M. Engel