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Schwellenangst

wine.meets.art. in der Bottroper Pop-up-Galerie: Kunst, Wein und das Thema Schwellenangst

wine.meets.art. ist eine besondere Veranstaltungsreihe, die Kunst und Genuss in der Bottroper Pop-up-Galerie auf der Hansastraße 17 miteinander verbindet. Im Rahmen der aktuellen Ausstellung „photo.walk.one“ des Künstlerkollektivs Bottrop fand am 21. Mai 2025 ab 19 Uhr ein weiteres Event dieser Art statt.

Die Veranstaltungsreihe setzt sich diesmal gezielt mit dem Thema Schwellenangst auseinander – also der Hemmung, kulturelle Orte wie Galerien oder Kunstausstellungen zu betreten.

Impressionen von der Vernissage

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Schwellenangst als zentrales Thema

Viele Menschen fühlen sich von klassischen Kunsträumen abgeschreckt oder haben Hemmungen, eine Galerie zu betreten. Die Pop-up-Galerie begegnet dieser Schwellenangst ganz bewusst: Durch die offene Gestaltung der Events, niederschwellige Angebote wie Weinverkostungen und Musik sowie die Möglichkeit, selbst aktiv an Fotospaziergängen teilzunehmen, wird die Hemmschwelle deutlich gesenkt. So wird Kunst für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht und das Gefühl genommen, „fehl am Platz“ zu sein.

Künstlerische Umsetzung mit Objekten und Fotos

Das Thema Schwellenangst wird in der Ausstellung „photo.walk.one“ auch künstlerisch aufgegriffen. Mehrere Objekte und Fotografien setzen sich mit dem Gefühl des Draußenstehens auseinander. Die Werke spiegeln Situationen wider, in denen Menschen an der Schwelle stehen. Diese künstlerische Auseinandersetzung lädt die Besucher dazu ein, sich mit eigenen Hemmungen und Erfahrungen zu beschäftigen und Schwellenangst als gesellschaftliches Phänomen zu reflektieren.

Totems

Im Rahmen der Veranstaltung wine.meets.art. wird das Thema Schwellenangst nicht nur inhaltlich, sondern auch durch eindrucksvolle Kunstwerke greifbar gemacht: Als Fotomotive und Skulpturen dienen die zurzeit ausrangierten Totems des baskischen Bildhauers Agustín Ibarrola. Diese farbenfroh bemalten, senkrecht aufgestellten Eisenbahnschwellen, die ursprünglich als Installation auf der Halde Haniel in Bottrop entstanden sind, symbolisieren Übergänge und das Überwinden von Grenzen – sowohl im physischen als auch im übertragenen Sinne.

Durch ihre Präsenz in der Ausstellung werden sie zu Sinnbildern für das Zögern und die Unsicherheit an der Schwelle zur Kunst, laden aber gleichzeitig dazu ein, diese Schwelle zu überschreiten und sich auf neue Erfahrungen einzulassen.

Fazit

wine.meets.art. in der Bottroper Pop-up-Galerie zeigt, wie Kunstvermittlung gelingen kann, wenn bewusst auf Schwellenangst eingegangen wird. Die Kombination aus partizipativen Elementen, entspannter Atmosphäre und thematischer Tiefe macht die Veranstaltung zu einem inklusiven Erlebnis, das Kunst für alle erlebbar macht.

An dieser Stelle möchte ich vielleicht erwähnen, dass das Thema „Schwellenangst“ ursprünglich nicht die Intention des Künstlerkollektivs Bottrop war. Die Idee kam mir erst gestern beim Besuch der Ausstellung, die mir wirklich viel Freude bereitet hat. Ein besonderer Dank geht an Ralf Opiol, der sich für mein Foto freiwillig an den Marterpfahl binden ließ – eine Aktion, die den Moment perfekt gemacht hat und mal wieder den Karl Valentin in mir geweckt hat. Falls jemand noch was gegen seine Schwellenangst unternehmen will: Die Ausstellung läuft bis Ende Mai.

Text und Fotos: Udo Schucker

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