Bottrop feiert Mittsommer

Party im Marktviertel und an der Kulturkirche Heilig Kreuz

Kulturkirche Heilig Kreuz Bottrop

Gleich an mehreren Locations wurde am Dienstag, 21. Juni, die Sommersonnenwende gefeiert. Im Marktviertel mit einer Premiere: Hier startete das „Marktviertel-Sounds-Festival“ und an der Kulturkirche Heilig Kreuz mit dem beliebten, frankophilen „Sommer-Musique-Fest“. Es folgen ein paar persönliche Eindrücke.

Meine Tour beginnt im Marktviertel. An der Cyriakus-Kirche gastiert der „Schwarzmarkt“. Der Platz ist gut besucht, alle Sitzplätze vergeben, vor den Büdchen bilden sich kleine Schlangen. Ich treffe viele Bekannte: Hallo, hi, wie geht’s, lange nicht gesehen. Erstmal ein Bottroper Bier. Nach fünf Minuten Schlange stehen, zischt der Schnappverschluss in meiner Hand. Lecker!

Vorbei an Belas Bistrobude folge ich der Musik zum Café Kram. Vor dem Kram hat sich ein Halbkreis aus Kinderwagen gebildet. Die Kleinen tollen herum. Alle Generationen haben Spaß. Das Liedermacherduo vor dem Café kommt gut an. Schnell ein Foto.

Auch beim Bio-Metzger gibt’s Gesangseinlagen, dazu Bratwurst. Ich kann nicht widerstehen. Man reicht mir für 4 Euro ein Brötchen. „Sorry, ihr habt die Wurst vergessen?“ – „Nö, die ist da drin!“
Ich klappe das Brötchen auf und tatsächlich, da lag das Würstchen. Tja, in der Kürze liegt die Würze. Die Rezession, was will man machen. Trotzdem lecker. Und ich will sowieso weniger Fleisch essen.

Ein paar Meter weiter am AK1 (Thomas Albrechts Shop) serviert Bottrops Gastro-Legende Reimbern kühle Drinks und flotte Sprüche. Ich treffe alte Freunde, Künstler, Geschäftsleute und intellektuelle Köpfe. Gute Gespräche. Eine Runde jagt die nächste. Ein Gefühl von Geborgenheit erscheint am Horizont. In manchen Momenten ist Bottrop gar nicht so schlecht. Ein Hauch von Melancholie keimt auf. Französische Chansons wären jetzt gut. Ich summe „Ne me quitte pas…“ von Jacques Brel und eile zur Heilig-Kreuz-Kirche.

Auf dem „Sommer-Musique-Fest“ begrüßen mich direkt „die Regenschirme von Cherbourg“, so der Titel eines Musikfilms von 1964 mit Catherine Deneuve. Der Platz vor der Kulturkirche ist gerammelt voll. Alle Sitzplätze belegt. Was auffällt, das Publikum hier ist deutlich älter als im Marktviertel. Eine sehr angenehme Atmosphäre. Auch hier treffe ich wieder viele bekannte Gesichter: bonsoir, salut, Ça va?

Es werden kurze Reden gehalten. Die Gäste applaudieren. Dann das erste Chanson. Auf einem Mauervorsprung entdecke ich meinen alten Freund Karl-Ernst, der an einer Zigarre nuckelt. Ich pflanze mich neben ihm auf die harten Steine. Beim nächsten Chanson müssen wir beide an den israelischen Nachtklub in Brüssel denken, in dem wir in den 1970ern mal versackt sind. Und an Natalie, die Chansonette des Clubs. Die Protagonistin einer Sehnsucht, die sich nie erfüllt hat. Darauf lasse ich mir vom KAS-BAR-Team erst mal einen Mujito mixen. Ach, man müsste noch mal 18 sein.

Fazit: Ein sehr gelungenes „Sommer-Musique-Fest“ und eine erfolgreiche Premiere fürs „Marktviertel-Sounds-Festival“. Überall nette Menschen, friedliche Stimmung, schöne Gespräche und eine herzliche Atmosphäre. Weiter so!
Ach ja, was ist eigentlich mit Corona?

Udo Schucker